Digital Responsibility: Social, Ethical, and Ecological Implication of IS

Die voranschreitende Verbreitung digitaler Technologien in unser privates und berufliches Leben hat unschätzbare Möglichkeiten geschaffen, unser Leben in vielfacher Hinsicht zu verbessern, von Wohnraum und Städten bis hin zu Gesundheitswesen, Bildung, Beschäftigung, Unterhaltung, Sicherheit, öffentlicher Beteiligung und Verkehr. Doch mit großem Einfluss kommt auch ein hohes Maß an Verantwortung. Wir alle haben bereits erkannt, dass digitale Technologien nicht triviale sowie nicht umkehrbare Veränderungen in unserem individuellen und kollektiven Verhalten, in unseren Institutionen und Organisationen sowie in unserer Gesellschaft und der Umwelt bewirkt haben. Diese Veränderungen sind weder eindeutig positiv noch negativ. So kann beispielsweise die Digitalisierung persönlicher Daten dem Einzelnen zu einem längeren und gesünderen Leben verhelfen, aber sie stellt auch individuelle Rechte, Pflichten und unser Empfinden der Würde in Frage (Leidner und Tona 2022). Unsere politischen Prozesse sind eng mit den sozialen Medien verwoben, sowohl als Mittel zum sozialen Wandel (Oh et al. 2015) als auch zur Manipulation der öffentlichen Meinung (Kitchen et al. 2020). Aufkommende Technologien wie Elektroautos und mobile Sharing Konzepte prägen eine Revolution im Mobilitäts- und Energiesektor (Kahlen et al. 2018), schüren aber auch die Angst vor der Substitution von Arbeitskräften. Die Datafizierung alltäglicher Verhaltensweisen hat zu neuen Möglichkeiten der Gesundheitsversorgung, aber auch zu einer verstärkten Überwachung geführt (De Moya und Pallud 2020). Distributed-Ledger-Technologien bieten neuartige Möglichkeiten, die Beteiligung an öffentlichen Prozessen zu organisieren (Rieger et al. 2019), sind aber auch mit einem größeren ökologischen Fußabdruck verbunden als Alternativen (Sedlmeier et al. 2020). Künstliche Intelligenz bietet völlig neue Möglichkeiten der Automatisierung und Entscheidungsfindung, wirft aber auch heikle ethische Fragen in Bezug auf Rechenschaftspflicht, Datenschutz, Fairness, Diskriminierung und weitere Vorurteile auf (Berente et al. 2021).

Als Wirtschaftsinformatiker:innen ist es an uns, die positiven und negativen Folgen der fortschreitenden Digitalisierung unseres Alltags zu verstehen, zu erklären und zu gestalten. Es reicht jedoch nicht aus, unsere „digitale Verantwortung“ zu erkennen und zu übernehmen. Wir müssen uns daran machen, die potenziellen Kosten, Aufgaben und Verpflichtungen von Entscheidungen zu analysieren, erklären, vorherzusagen und zu beeinflussen, die sich auf die Entwicklung, Implementierung und Nutzung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien beziehen.

Dieser Themenbereich der Konferenz lädt Forscher:innen ein, einen Beitrag zum Aufbau von kumulativem Wissen über „digitale Verantwortung“ auf allen Ebenen (persönlich, unternehmerisch, institutionell und gesellschaftlich) und in allen Bereichen der Verantwortung (individuell, sozial, ethisch und ethologisch) zu leisten. Wir unternehmen keine Einschränkungen in Bezug auf Theorie, Methode, Paradigma oder Kontext (z.B. in Bezug auf Region, Organisationsform oder anderes). Wir begrüßen das gesamte Spektrum der Wirtschaftsinformatik-Forschung und laden zu innovativer, rigoroser, relevanter und spannender Forschung über digitale Verantwortung ein. Wir wollen nicht, dass Etiketten und Skripte, die mit den traditionellen Wirtschaftsinformatik-Paradigmen der Verhaltens-, Design-, Wirtschafts- und Organisationsperspektiven verbunden sind, die Untersuchung dieses wichtigen und komplexen Phänomens einschränken. Wir begrüßen auch interdisziplinäre Arbeiten, solange eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Diskurs über Wirtschaftsinformatik beibehalten wird.

Themen

Mögliche Themen sind unter anderem:

  • Verantwortung für die digitale Technologie und die Nutzung der digitalen Technologie für die Verantwortung
  • Rechenschaftspflicht, Haftung und Verantwortung für die Gestaltung, Implementierung und Nutzung von digitaler Technologie
  • Theoretische Perspektiven und/oder empirische Erkenntnisse über die (un)beabsichtigten sozialen, ethischen und ökologischen Folgen digitaler Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette
  • Gestaltung von digitaler Technologie zur Bewältigung sozialer, ethischer und/oder ökologischer Herausforderungen
  • Individuelle, organisatorische, institutionelle oder gesellschaftliche Strategien zur Nutzung von digitaler Technologie für soziale, ethische und/oder ökologische Herausforderungen und Innovationen
  • Die Rolle der digitalen Technologie bei der Förderung von sozialen, ethischen und ökologischen Fortschritten
  • Anwendungen neuer digitaler Technologien (z. B. KI) in sozialen, ethischen und/oder ökologischen Bereichen
  • Gesellschaftliche, ethische und ökologische Folgen neuer digitaler Technologien
  • (Un)ethische Fragen im Zusammenhang mit digitaler Technologie und den von ihnen erzeugten Daten
  • Würde, Respekt und moralisches Verhalten in einer digitalen Welt
  • Soziale Unterstützung und Eingliederung, die durch digitale Technologien ermöglicht oder in ihnen verkörpert werden
  • Das Gleichgewicht der widersprüchlichen Auswirkungen der Informationsgesellschaft (z. B. Informationsgesellschaft als Mittel zum sozialen Wandel und Informationsgesellschaft zur Manipulation der öffentlichen Meinung)
  • Die Möglichkeiten bestehender und neu entstehender digitaler Technologien, digitale Verantwortung zu übernehmen
  • Verantwortung, Teilhabe an digitalen Entwicklungen und dem digitalen Raum zu ermöglichen

Track Chairs

  • Julia Lanzl (Universität Hohenheim)
  • Anne Ixmeier (Ludwig-Maximilians-Universität München)
  • Janina Sundermeier (Freie Universität Berlin)

Associate Editors

  • Olga Abramova (Universität Potsdam)
  • Safa’a AbuJarour (An-Naja National University)
  • Moritz Bruckner (Universität Augsburg)
  • Marc Körner (Universität Bayreuth)
  • Lara Lobschat (Maastricht University)
  • Christina Mihale-Wilson (Universität Frankfurt)
  • Manfred Schoch (Universität Hohenheim)
  • Laura Watkowski (Universität Bayreuth)
  • Philipp zur Heiden (Universität Paderborn)

Referenzen

Rieger, A., Guggenmos, F., Locki, J., Fridgen, G., & Urbach, N. (2019). Building a Blockchain Application that Complies with the EU General Data Protection Regulation. MIS Quarterly Executive, 18(4), 263-279.

Sedlmeier, J., Buhl, H. U., Fridgen, G., & Keller, R. T. (2020). The Energy Consumption of Blockchain Technology: Beyond Myth. Business & Information Systems Engineering, 62(6), 599-608.

Berente, N., Gu, B., Recker, J., & Santhanam, R. (2021). Managing Artificial Intelligence. MIS Quarterly, 45(3), 1433-1450.

De Moya, J.-F., & Pallud, J. (2020). From Panopticon to Heautopticon: A New Form of Surveillance Introduced by Quantified‐self Practices. Information Systems Journal, 30(6), 940-976.

Kitchens, B., Johnson, S. L., & Gray, P. H. (2020). Understanding Echo Chambers and Filter Bubbles: The Impact of Social Media on Diversification and Partisan Shifts in News Consumption MIS Quarterly, 44(4), 1619-1649.

Kahlen, M., Ketter, W., & van Dalen, J. (2018). Electric Vehicle Virtual Power Plant Dilemma: Grid Balancing Versus Customer Mobility. Production and Operations Management, 27(11), 2054-2070.

Oh, O., Eom, C., & Rao, H. R. (2015). Role of Social Media in Social Change: An Analysis of Collective Sense Making During the 2011 Egypt Revolution. Information Systems Research, 26(1), 210-223.

Leidner, D. E., & Tona, O. (2021). The CARE Theory of Dignity Amid Personal Data Digitalization. MIS Quarterly, 45(1), 343-370.